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Wie werden Veränderungen des klassischen Musikfelds systematisch durch das im Zuge der Bologna-Reformen entstandene Konzept von Berufsfeldorientierung in künstlerischen Studiengängen an Musikhochschulen berücksichtigt? Dieser übergeordneten Forschungsfrage widmet sich die vorliegende, kumulativ angelegte Dissertation.
Sie ist in drei Teile gegliedert: Im ersten wird der Strukturwandel des klassischen Musikfelds im Hinblick auf mögliche Berufsfelder beschrieben. So wird deutlich, dass der Blick in künstlerische Studiengänge und die Frage nach deren Berücksichtigung veränderter Berufsfelder dringlich sind. Mit den Bologna-Reformen wurde Berufsfeldorientierung als Ziel von hochschulischer Bildung verankert, wobei die Operationalisierung den Fächern obliegt. Die aktuell beobachtbaren Ansätze werden im Kontext der Besonderheiten künstlerischer Lehre an Musikhochschulen erörtert.
Teil zwei beinhaltet die drei einzelnen empirischen Publikationen, die den Kern der Dissertation bilden. Publikation eins ist eine Absolvent:innenstudie (N=319) künstlerischer Musikstudiengänge. Es wird sichtbar, dass auch in Deutschland ein Trend zu mehr freischaffenden Musiker:innen besteht und die freischaffende Tätigkeit andere Fähigkeiten erfordert als der Beruf als Orchestermusiker:in, der stärker arbeitsteilig strukturiert ist. Auch eine Zurückhaltung gegenüber der Auseinandersetzung mit berufsfeldorientierenden Studienangeboten konnte belegt werden. Publikation zwei ist eine Curriculum-Analyse, die die relative Relevanz curricular verankerter, berufsfeldorientierter Lehrveranstaltungen erhebt. Es wurde eine Vollerhebung aller künstlerisch instrumentalen Bachelor- (39) und Masterstudiengänge (79) deutschlandweit durchgeführt. Über die Gruppierung der Module wurde deutlich, dass für Bachelor- und Masterstudiengänge weniger als 2 Prozent der Gesamtstudienleistung auf berufsfeldorientierende Themen entfallen. Publikation drei untersucht die Rolle, die formale Curricula im Hochschulalltag spielen, und verwendet dazu das Modell des situierten Curriculums. So werden fachkulturelle Eigenheiten sichtbar, die die Praxis um die Curricula beeinflussen. Es wird deutlich, dass ein Kompetenzkonstrukt für das künstlerische Hauptfach fehlt, eine starre Struktur der Studiengänge wenig zu Reflexion über die berufliche Anschlussfähigkeit anregt und eine Hochschuldidaktik an Musikhochschulen noch nicht etabliert ist.
In Teil drei wird eine organisationstheoretische Rahmung der drei empirischen Publikationen vorgenommen. Aus einer neo-institutionalistischen Perspektive wird diskutiert, zu welchem Bild sich die Anforderungen des Felds klassischer Musik auf die Entwicklung der Musikstudiengänge als Teile hochschulischer Organisationen fügen. Auf angewandter Ebene werden Konsequenzen der vorliegenden Ergebnisse für die Hochschulentwicklung diskutiert. Wegen der hohen Anwendungsorientierung der Dissertation und der Nähe zum Feld wird eine Reflexion der Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation im Laufe des Dissertationsprojekts eingefügt. Abgeschlossen wird die Dissertation mit Überlegungen zu Verwendungsmöglichkeiten in der Entwicklung innovativer künstlerischer Studiengänge.