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Die Digitalisierung schreitet voran und verändert unsere Welt. Sie bietet unzählige neue Chancen und Möglichkeiten aber sicherlich genauso viele Risiken und Herausforderungen. In Bezug auf Unternehmen sind diese Chancen und Risiken der Digitalisierung jedoch sehr ungleich zwischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Großkonzernen zu Ungunsten der KMU verteilt. Gleichzeitig besitzen KMU zudem diverse Nachteile im Bereich der Ressourcenausstattung im Vergleich zu Großkonzernen (Demary u. a. 2016). In Deutschland ist diese Tatsache deswegen von immenser Bedeutung, da mehr als 99% aller Unternehmen der Klasse der KMU angehören und fast zwei Drittel aller Erwerbstätigen innerhalb eines KMU beschäftigt sind (Statistisches Bundesamt 2016a). KMU sind somit zentral für die wirtschaftliche Prosperität Deutschlands.
Die Bundes- und Landesregierungen haben in diesem Zusammenhang beschlossen, die KMU bei der unternehmensinternen Digitalisierung zu unterstützen und nicht alleinig die Kräfte des freien Marktes über den Unternehmenserfolg entscheiden zu lassen.
Basierend auf dem Governancekonzept (Bevir 2011; Stoker 1998) bietet diese Arbeit dann Einblicke in die politischen Prozesse, Inhalte und die Resultate politischen Handelns (Anheier 2013) im Zusammenhang mit der unternehmensexternen Unterstützung der Digitalisierung in KMU.
Die Erkenntnisse basieren zum einen auf inhaltsanalytischen Auswertungen der digitalen Agenden Deutschlands (Bundeskanzleramt und Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft 2016), Baden-Württembergs (Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration des Landes Baden-Württemberg 2017) und Bayerns (Bayrisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie 2015) sowie auf Primärdaten einer Online-Befragung von KMU in Baden-Württemberg und Bayern.
So kann gezeigt werden, dass an den digitalpolitischen Governanceinstrumenten der Bundes- und Landesregierungen neben staatlichen auch mannigfaltige nichtstaatliche Akteure beteiligt sind. Länderübergreifend lassen sich diese Governanceinstrumente den Bereichen Infrastruktur, Bildung, Ordnungs- und Rechtsrahmen, Verwaltung und Wirtschaft zuordnen, wobei die befragten KMU den Bereichen Infrastruktur und Ordnungs- und Rechtsrahmen eine herausgehobene Stellung in Bezug auf die Relevanz für ihr Unternehmen beimessen. In diesem Zusammenhang bewerten die KMU insbesondere den flächendeckenden Breitbandausbau sowie die Verbesserung der Cybersicherheit und Cyberabwehr als relevant für den Erfolg ihres Unternehmens.
Jedoch kann über clusteranalytische Verfahren auch gezeigt werden, dass teils erhebliche strukturelle Unterschiede in Bezug auf die Relevanzbewertung der Governancebereiche und Instrumente vorliegen.
Zudem kann diese Arbeit auf Basis einer theoretisch, interdisziplinären Synthese politik- und wirtschaftswissenschaftlicher Theoriestränge unter dem Dach des Governancekonzeptes und anschließender Verwendung regressionsanalytischer Verfahren einen ersten Hinweis darauf geben, dass die Relevanzbewertung unternehmensexterner digitalpolitischer Governanceinstrumente innerhalb deutscher KMU teils maßgeblich von der Ausgestaltung der unternehmensinternen Wertschöpfungskette der Unternehmen abhängt.
Für diese Synthese ist auf politikwissenschaftlicher Seite die Governanceordnung nach Anheier (2013) maßgebend, wobei im Bereich der Wirtschaftswissenschaften auf die Transaktionkostentheorie (Coase 1937; Williamson 1975; Williamson 1985; Williamson 1996), den Resource-Based View (Barney 1991; Penrose 1959; Wernerfelt 1984), den Market-Based View (Porter 1979; Porter 1980; Porter 1985) sowie die Resource-Dependence Theory (Pfeffer und Salancik 1978; Pfeffer und Salancik 2003; Selznick 1949) zurückgegriffen wird.