@phdthesis{Gaertner2021, author = {Christin G{\"a}rtner}, title = {Einfluss der Medienberichterstattung auf die Strategien und Taktiken deutscher Interessengruppen zu europ{\"a}ischen Gesetzesvorhaben}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:1141-opus4-481}, pages = {242 Seiten}, year = {2021}, abstract = {Das Lobbying von Interessengruppen zu europ{\"a}ischen Gesetzeshaben ist ein zentrales Untersuchungsfeld politikwissenschaftlicher Forschung. Im Mittelpunkt der Forschung stehen hierbei Fragen nach dem Zugang und Einfluss von Interessengruppen auf europ{\"a}ische Entscheidungsprozesse, aber auch nach den angewendeten Strategien und Taktiken im Lobbyingprozess. Die Auswahl der Strategien und Taktiken, die Interessengruppen in politischen Entscheidungsprozessen anwenden, wird durch verschiedene Einflussfaktoren bestimmt. Ein relevanter Kontextfaktor ist hierbei die Salienz der Gesetzesvorhaben oder Issues, zu denen Interessengruppen Lobbyarbeit betreiben. Die Annahme, dass die Salienz von Themen oder Gesetzesvorhaben einen Einfluss auf verwendete Strategien und Taktiken hat, wurde in verschiedenen Studien untersucht. Gewonnene Ergebnisse weisen allerdings in verschiedene Richtungen und sind widerspr{\"u}chlich. Diese Arbeit kn{\"u}pft so an die bestehende Forschung an und untersucht unter Ber{\"u}cksichtigung des Lobbykontextes das Lobbying von deutschen Interessengruppen im Mehrebenensystem der EU bei Gesetzesvorhaben mit einem gro{\"s}en bzw. geringem Grad an Mediensalienz. Ziel der Arbeit ist es zu erfassen, inwiefern die Mediensalienz eines europ{\"a}ischen Gesetzesvorhabens das Vorgehen und die Aktivit{\"a}ten von Interessengruppen im Lobbying beeinflusst. Daraus ergibt sich folgende leitende Fragestellung der Arbeit: Wie agieren Interessengruppen bei europ{\"a}ischen Gesetzesvorhaben mit einem gro{\"s}en bzw. geringen Grad an Mediensalienz und welchen Einfluss hat die Mediensalienz auf verwendete Lobbyingstrategien und Taktiken von Organisationen? Die Fragestellung wird in dieser Arbeit aus einer deutschen Perspektive heraus untersucht. Der Untersuchungsgegenstand wurde im Rahmen eines Fallstudiendesigns bearbeitet. Hierbei wurden vier F{\"a}lle mit einem unterschiedlichen Grad an Mediensalienz ausgew{\"a}hlt. Die Mediensalienz wurde im Rahmen einer Medienanalyse deutscher Zeitungen (S{\"u}ddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung) ermittelt. Bei den untersuchten F{\"a}llen handelt es sich um die Verordnungsvorschl{\"a}ge zur (1) EU-Datenschutzgrundverordnung, (2) Geoblocking-Verordnung, (3) Dublin-IV-Verordnung sowie (4) EU-D{\"u}ngemittelverordnung, die jeweils einen unterschiedlichen Grad an Mediensalienz besitzen. Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen von 31 Experteninterviews mit ausgew{\"a}hlten deutschen Interessengruppen, die in diesen vier F{\"a}llen aktiv waren. Zus{\"a}tzliche Dokumente, wie Stellungnahmen, Positionspapiere oder Pressemitteilungen wurden hinzugezogen und im Rahmen einer Dokumentenanalyse ausgewertet. Theoretisch eingebettet ist die Arbeit in den tauschtheoretischen Ansatz von Berkhout (2010). Dieser fasst die Lobbyingaktivit{\"a}ten von Interessengruppen als Teil der Tauschbeziehungen von Interessengruppen mit politischen Entscheidungstr{\"a}gern, den Medien sowie Mitgliedern und Unterst{\"u}tzern. Gleichzeitig ber{\"u}cksichtigt er in seinem Ansatz Kontextfaktoren und -bedingungen, die diese Tauschbeziehungen bzw. Aktivit{\"a}ten beeinflussen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigten, dass die Mediensalienz in den untersuchten F{\"a}llen insbesondere bei der Beteiligung der Mitglieder und Unterst{\"u}tzer an den politischen Aktivit{\"a}ten, bei der Medienarbeit und auch bei der Formulierung von Kommunikationsbotschaften gegen{\"u}ber politischen Entscheidungs-tr{\"a}gern eine Rolle spielen kann. Allerdings wurde im Verlauf der Arbeit deutlich, dass das Konzept der Mediensalienz erweitert werden muss, um die Aktivit{\"a}ten von Interessengruppen besser erkl{\"a}ren zu k{\"o}nnen. Hierbei stellten sich die konzeptuellen {\"U}berlegungen von Kiousis (2004) als guter Ansatz heraus. Dieser weist der Mediensalienz sowohl externe (Aufmerksamkeit, die ein Thema in den Medien hat sowie Platzierung von Themen) als auch eine interne (Valenz der Berichterstattung) Dimension zu. So zeigte sich in den untersuchten F{\"a}llen beispielsweise, dass f{\"u}r Wirtschaftsverb{\"a}nde nicht nur die Aufmerksamkeit, die ein Thema in den Medien genie{\"s}t f{\"u}r die Aktivit{\"a}ten von Relevanz ist, sondern auch wie das Thema in den Medien dargestellt wird und inwiefern Darstellungen eigene Positionen und Interessen unterst{\"u}tzen. Dar{\"u}ber hinaus zeigte die Arbeit, dass die Fachmedien eine zentrale Rolle f{\"u}r Interessengruppen im EU-Lobbying spielen. Auf Grundlage der gewonnenen Ergebnisse dieser Arbeit wurde der theoretische Analyserahmen von Berkhout (2010) zu den politischen Aktivit{\"a}ten von Interessengruppen mit den eigenen Mitgliedern und Unterst{\"u}tzern, mit politischen Entscheidungs-tr{\"a}gern und den Medien sowie gegen{\"u}ber den Fachmedien durch Annahmen erweitert. Die Arbeit suchte so einen Beitrag zur Forschung zur europ{\"a}ischen Interessenvertretung sowie zur Theoriebildung in diesem Bereich zu leisten.}, language = {de} }